von BYD » 21.02.2016, 21:07
Als ich im Dezember 1982, im Alter von 8 Jahren, die aktuelle "FF-Dabei" meiner Großeltern entdeckte, war ich bereits Fan der Olsenbande. Ich weiß noch ganz genau, wie sehr ich alle bekniet habe, diese Ausgabe der Fernsehzeitschrift möglichst zu schonen und das Deckblatt auf keinen Fall zu beschädigen. Ganz zu schweigen vom Missbrauch als Fliegenklatsche, was damals gang und gäbe war. Zum Glück gabs noch die "Wochenpost", welche die selbe Aufgabe erfüllen konnte und somit bekam ich schließlich die begehrte Ausgabe, nachdem sie abgelaufen war. Zu dieser Zeit war ich also schon 1 Jahr in der Schule und weiter als bis ins Jahr 1980 kann ich mich Olsenbanden-technisch nicht zurück erinnern. Bei "Oh, diese Mieter" siehts da schon anders aus. An diese herrliche Melodie kann ich mich in unserer ersten Wohnung in den 1970er Jahren noch gut erinnern. Die Olsenbande begann dann, wie gesagt, ihren Siegeszug ab den 1980ern in mein Herz. Der erste Film war mit Sicherheit bei mir eine Fernsehausstrahlung. Denn ins Kino bin ich erst später, Mitte der 80er Jahre gegangen. Da ich auf dem Dorf aufgewachsen bin, war das auch gleichzeitig eine Busfahrt in die Stadt. Und dies kam in den ersten Jahren eher selten vor. So erreichte mich die Bande stets im Fernsehen. Außer in den großen Sommerferien, da fuhr man mit uns Kindern auch ins Kino. Erinnern kann ich mich gut an Film 11, 12 und 13; und das mehrere Male. Die Nahaufnahme der Kneifzange Bennys am Hosenträger des armen Wachmannes im 13. Film sehe ich immer noch übergroß vor mir auf der Leinwand. Die Anderen Filme kenne ich eigentlich nur aus dem Fernsehen. Zumindest kann ich mich nicht an andere Teile im Kino erinnern.
Aber die Olsenbande geisterte ständig in meinem Kopf herum und so kam es, dass ich mit meinen beiden Cousins in den Ferien Olsenbande spielte - mit einer richtigen Hebammentasche aus den 1910er Jahren! Es wurde also ein Plan gemacht, wie denn nun am besten die "Bude" einer anderen Kinderbande im Ort aufzubrechen wäre... immerhin waren diverse Westmagazine und andere seltene Dinge die Beute. Ich weiß noch, was sich alles in der Hebammentasche befand, die mein jüngerer Cousin, alias Kjeld, mitschleppen musste: Mehrere Rollen Zündplättchen (sogen. Amorcesbänder) - für Sprengungen; Hammer; Brecheisen; Kneifzange; Kombizange; Seife (zum bösartigen Zuschmieren des Vorhängeschlosses an der Bude); Zollstock; Nägel; Klebeband; der gemachte Plan als Zeichnung; diverse Süßwarenriegel; Lakritze; Handschuhe aus Leder; eine Dose DDR-Talkum und eine Art Spielzeug-Stethoskop. Diese Dinge kamen alle mehr oder weniger sinnvoll zum Einsatz.
Natürlich wurden wir auch von Eisenbahnschienen magisch angezogen... So war es ein Abenteuer, diverse Gleise abzugehen und manchmal auch an den Schienen zu horchen, ob denn ein Zug auszumachen sei. Natürlich sehr zum Nichtgefallen unserer Eltern und Tanten. Aber vor allem Güterwaggons hatten es mir angetan und überall, wo es Abstell- und Rangiergleise gab, war die Welt mehr als in Ordnung. Das war irgendwie alles "Olsenbandenfeeling" und ist es heute noch, wenn ich Züge sehe oder Gleisanlagen passiere.
Der 1970er Moskvich meiner Großeltern war eindeutig DAS DDR-Pendant zum Olsenbandenauto für uns! Zumindest unterschied es sich vom Trabbi der Eltern weit genug, dass man sogar kleine Heckflossen erkannte. So fuhren wir mit diesem Wagen in den Schulferien oft mit in die LPG und konnten uns dort aufhalten, während meine Großeltern dort arbeiteten. Das war zwar nicht so wirklich erlaubt, aber irgendwie geduldet. Es war ein Kuhstall, der über ein Schienennetz an der Decke verfügte! Solche Schienensysteme gab es auch anderenorts und man transportierte damit den Mist nach draußen. Für uns Olsenbanden-Kids waren das natürlich die Schienen aus Jütland im Bunker an der Decke, wo die Bombe rumgegeistert ist! Es war eigentlich das gleiche Prinzip, nur dass unten dran eben nicht Kjeld oder eine Granate, sondern ein Behälter für den Mist des Kuhstalls hing... Unsere Pläne während des LPG-Aufenthalts beschränkten sich allerdings meist darauf, den kürzesten Weg zum nächsten Konsum zu beschreiten; natürlich um diverse Riegel, Schokoladen oder Eis zu kaufen, um anschließend die "richtigen" Pläne heimlich zu ersinnen. Musste ja die Oma nicht jedes Mal mitkriegen, wenn die Vita-Cola dabei zischte...
Dann, wenn es mal an die Ostsee ging, war Dänemark natürlich nicht weit. Auf der Luftmatratze wollten meine ältere Schwester und ich schon rüberpaddeln, um Egon zu beobachten... begnügten uns aber dann damit, einige Szenen am Strand zu spielen.
Dann gab es aus Estland - damals Teil der Sowjetunion - eine Kinderbuchreihe namens "Drei lustige Gesellen". Das waren drei Wichtelmänner, drei Freunde, die in ihrem ureigenen Wagen durch die Gegend fuhren, Abenteuer bestanden und Katastrophen abwandten. Und diese Gegenden, die auch wunderbar mit gezeichnet wurden, sahen ihrerseits wieder so vertraut und liebenswert aus. Ein Gefühl, dass ich sonst nur aus den Olsenbandenfilmen kannte. Ich hab da des Öfteren Parallelen zur Olsenbande gezogen. Obwohl die drei "lustigen Gesellen" überhaupt nicht kriminell waren... aber das war ja die Olsenbande irgendwie auch nicht wirklich, oder? Für mich sind die Olsenbandenfilme keine definitiven "Gangster"- oder "Kriminalkomödien", sondern eine völlig eigene Kategorie; eine eigene Dimension.
So wurde man zwar älter, aber die Olsenbande wich mir nie wieder von der Seite. Immer wieder, wenn sie im Fernsehen lief, war es ja heilig, sie zu sehen. Und man merkte sich so viele Details wie es ging. Nur, um sie anschließend in ein Fanbuch (bzw. Heft) zu schreiben. Da standen dann Informationen (wichtige wie völlig belanglose) wie das Kfz-Kennzeichen des EINEN Olsenbandenautos (damals war das irgendwie nur eins; Marke "USA-Straßenkreuzer"); was für Blumen auf Yvonnes Kleid zu sehen waren oder trug ein weiteres Gefährt in die Liste, der von Benny gefahrenen Vehikel ein. Es gab garantiert nichts auf der Welt, was Benny nicht hätte fahren oder steuern können!
Lange Zeit wollte ich auch immer in exakt dieser Wohnung der Jensens wohnen und plante, eines Tages, wenn ich erwachsen und zu Gelde gekommen wäre (was beides noch nicht so richtig eingetreten ist), mir die selbe Wohnung bzw. ein solches Haus zu bauen. Mit einer Außentreppe... und wehe der Holunderbusch steht dann nicht exakt so in der Ecke am abbröckelnden Putz, wie im sechsten Film! Selbst heute träume ich manchmal noch davon, so wohnen zu wollen. Am besten irgendwo an der Ostsee... noch so eine Liebe des Lebens.
Das ist etwas, das die Kindheit hindurch bis heute hängen geblieben ist: alte Häuser und Holunderbüsche in der Ecke; irgendwo liegt Holz rum, die Sonne scheint, der Amselhahn singt und ein eigener 1959er Chevy Bel Air parkt vorm Haus. Yvonne kommt mit einem DDR-Einkaufsnetz, in dem sich Leckereien fürs Vesper befinden zu Besuch (ich wohne ja allein) und wir trinken mit Freunden Kaffee... Gern darf auch eine Bahnlinie in der Nähe vorbeiführen. Aber bitte mit richtigen Loks wie der 118 oder der 250 (wenn eine Oberleitung anliegt)... die können gern auch hupen! Und in Gedanken hat immer und überall die Olsenbande ihre Finger im Spiel.
Dann kam die Wende und Dänemark rückte in greifbare Nähe. Die Filme zum kaufen auch. Denn eines Tages lag ein Flyer in unserem Briefkasten, auf denen für die Olsenbande auf VHS-Kassetten geworben wurde! Das war ja fast schon die Antwort auf diverse, frühere Gebete. Ich hatte zwar mittlerweile den einen oder anderen Film vom Fernsehen aufgenommen, aber als echte Kaufkassette musste sich das natürlich beschafft werden! Und wir staunten über immer neue Details, die man entdeckte; auch wenn die Filme dann schon zum X-ten Mal rauf und runter gespielt wurden. Ich machte damals unzählige Standbilder und fotographierte sie ab (vom Röhrenfernseher). Eines dieser Bilder hatte es sogar ins Lexikon von Frank Eberlein, den ich damals per Telefon kennen lernte, geschafft!
Der Sinn dieser Standbild-Fotographie waren aber nicht nur Bilder der verschiedenen Strassenkreuzer und deren Nummernschilder, sondern auch die DEFA-Schrift auf der roten Mauer mit dem Ziel, diese dann im PC einzuscannen und einen Olsenbande-DEFA-Schrift-Font für den Computer daraus zu basteln! Gesagt, getan.
Nach den VHS-Kassetten kamen die DVDs und zum ersten Mal nahm ich mir die eine oder andere Tonspur der Filme vor und sah mir die Frequenzen an. Der Schrei nach besserer Qualität wurde dabei immer lauter...
Irgendwann blickte ich zurück und stellte fest, dass das Thema Olsenbande die Wende nicht nur überstanden hatte, sondern sich nach wie vor als großes Thema in meinem Herzen befand.
Wo auch immer ich heute hinfahre oder aufhalte; die Olsenbande ist überall. Man zieht Vergleiche mit der Bande, ohne darüber bewusst nachzudenken; das kommt dann erst kurz danach. Ich sehe einen Kasten Bier und denke unweigerlich an die Olsenbande; ich sehe einen Gabelstapler, einen Nadelstreifenanzug oder einfach nur eine Sackkarre und denke zuerst an die Olsenbande. Und dabei war ich noch nie in Dänemark... Kann man sich das vorstellen? Ein Fan mit Herzblut aber er war noch nie "vor Ort"? Ich bin jemand, der gern für alles Zeit hätte und kein Problem damit, theoretisch tausend Jahre alt zu werden... So wird die heilige Reise nach Dänemark noch stattfinden! Und es wird wohl zunächst nach Jütland gehen... als alter See- und Strand-Fan keine Frage. Aber Kopenhagen muss auch noch sein. Da wird sich irgendwo in der Nähe des Kongens-Nytorv ein Stück dänische Butter gekauft und wahrscheinlich nicht aus dem Staubsauger, sondern aus dem Portmonee bezahlt. Und wahrscheinlich wird die Butter trotzdem wieder teurer geworden sein...
Die Olsenbande war damals präsent, ist es heute nach wie vor und wird auch im Altersheim noch präsent sein. Da bin ich mir ziemlich sicher. "Schwester, ich habe einen Plan..."
Als ich im Dezember 1982, im Alter von 8 Jahren, die aktuelle "FF-Dabei" meiner Großeltern entdeckte, war ich bereits Fan der Olsenbande. Ich weiß noch ganz genau, wie sehr ich alle bekniet habe, diese Ausgabe der Fernsehzeitschrift möglichst zu schonen und das Deckblatt auf keinen Fall zu beschädigen. Ganz zu schweigen vom Missbrauch als Fliegenklatsche, was damals gang und gäbe war. Zum Glück gabs noch die "Wochenpost", welche die selbe Aufgabe erfüllen konnte und somit bekam ich schließlich die begehrte Ausgabe, nachdem sie abgelaufen war. Zu dieser Zeit war ich also schon 1 Jahr in der Schule und weiter als bis ins Jahr 1980 kann ich mich Olsenbanden-technisch nicht zurück erinnern. Bei "Oh, diese Mieter" siehts da schon anders aus. An diese herrliche Melodie kann ich mich in unserer ersten Wohnung in den 1970er Jahren noch gut erinnern. Die Olsenbande begann dann, wie gesagt, ihren Siegeszug ab den 1980ern in mein Herz. Der erste Film war mit Sicherheit bei mir eine Fernsehausstrahlung. Denn ins Kino bin ich erst später, Mitte der 80er Jahre gegangen. Da ich auf dem Dorf aufgewachsen bin, war das auch gleichzeitig eine Busfahrt in die Stadt. Und dies kam in den ersten Jahren eher selten vor. So erreichte mich die Bande stets im Fernsehen. Außer in den großen Sommerferien, da fuhr man mit uns Kindern auch ins Kino. Erinnern kann ich mich gut an Film 11, 12 und 13; und das mehrere Male. Die Nahaufnahme der Kneifzange Bennys am Hosenträger des armen Wachmannes im 13. Film sehe ich immer noch übergroß vor mir auf der Leinwand. Die Anderen Filme kenne ich eigentlich nur aus dem Fernsehen. Zumindest kann ich mich nicht an andere Teile im Kino erinnern.
Aber die Olsenbande geisterte ständig in meinem Kopf herum und so kam es, dass ich mit meinen beiden Cousins in den Ferien Olsenbande spielte - mit einer richtigen Hebammentasche aus den 1910er Jahren! Es wurde also ein Plan gemacht, wie denn nun am besten die "Bude" einer anderen Kinderbande im Ort aufzubrechen wäre... immerhin waren diverse Westmagazine und andere seltene Dinge die Beute. Ich weiß noch, was sich alles in der Hebammentasche befand, die mein jüngerer Cousin, alias Kjeld, mitschleppen musste: Mehrere Rollen Zündplättchen (sogen. Amorcesbänder) - für Sprengungen; Hammer; Brecheisen; Kneifzange; Kombizange; Seife (zum bösartigen Zuschmieren des Vorhängeschlosses an der Bude); Zollstock; Nägel; Klebeband; der gemachte Plan als Zeichnung; diverse Süßwarenriegel; Lakritze; Handschuhe aus Leder; eine Dose DDR-Talkum und eine Art Spielzeug-Stethoskop. Diese Dinge kamen alle mehr oder weniger sinnvoll zum Einsatz.
Natürlich wurden wir auch von Eisenbahnschienen magisch angezogen... So war es ein Abenteuer, diverse Gleise abzugehen und manchmal auch an den Schienen zu horchen, ob denn ein Zug auszumachen sei. Natürlich sehr zum Nichtgefallen unserer Eltern und Tanten. Aber vor allem Güterwaggons hatten es mir angetan und überall, wo es Abstell- und Rangiergleise gab, war die Welt mehr als in Ordnung. Das war irgendwie alles "Olsenbandenfeeling" und ist es heute noch, wenn ich Züge sehe oder Gleisanlagen passiere.
Der 1970er Moskvich meiner Großeltern war eindeutig DAS DDR-Pendant zum Olsenbandenauto für uns! Zumindest unterschied es sich vom Trabbi der Eltern weit genug, dass man sogar kleine Heckflossen erkannte. So fuhren wir mit diesem Wagen in den Schulferien oft mit in die LPG und konnten uns dort aufhalten, während meine Großeltern dort arbeiteten. Das war zwar nicht so wirklich erlaubt, aber irgendwie geduldet. Es war ein Kuhstall, der über ein Schienennetz an der Decke verfügte! Solche Schienensysteme gab es auch anderenorts und man transportierte damit den Mist nach draußen. Für uns Olsenbanden-Kids waren das natürlich die Schienen aus Jütland im Bunker an der Decke, wo die Bombe rumgegeistert ist! Es war eigentlich das gleiche Prinzip, nur dass unten dran eben nicht Kjeld oder eine Granate, sondern ein Behälter für den Mist des Kuhstalls hing... Unsere Pläne während des LPG-Aufenthalts beschränkten sich allerdings meist darauf, den kürzesten Weg zum nächsten Konsum zu beschreiten; natürlich um diverse Riegel, Schokoladen oder Eis zu kaufen, um anschließend die "richtigen" Pläne heimlich zu ersinnen. Musste ja die Oma nicht jedes Mal mitkriegen, wenn die Vita-Cola dabei zischte...
Dann, wenn es mal an die Ostsee ging, war Dänemark natürlich nicht weit. Auf der Luftmatratze wollten meine ältere Schwester und ich schon rüberpaddeln, um Egon zu beobachten... begnügten uns aber dann damit, einige Szenen am Strand zu spielen.
Dann gab es aus Estland - damals Teil der Sowjetunion - eine Kinderbuchreihe namens "Drei lustige Gesellen". Das waren drei Wichtelmänner, drei Freunde, die in ihrem ureigenen Wagen durch die Gegend fuhren, Abenteuer bestanden und Katastrophen abwandten. Und diese Gegenden, die auch wunderbar mit gezeichnet wurden, sahen ihrerseits wieder so vertraut und liebenswert aus. Ein Gefühl, dass ich sonst nur aus den Olsenbandenfilmen kannte. Ich hab da des Öfteren Parallelen zur Olsenbande gezogen. Obwohl die drei "lustigen Gesellen" überhaupt nicht kriminell waren... aber das war ja die Olsenbande irgendwie auch nicht wirklich, oder? Für mich sind die Olsenbandenfilme keine definitiven "Gangster"- oder "Kriminalkomödien", sondern eine völlig eigene Kategorie; eine eigene Dimension.
So wurde man zwar älter, aber die Olsenbande wich mir nie wieder von der Seite. Immer wieder, wenn sie im Fernsehen lief, war es ja heilig, sie zu sehen. Und man merkte sich so viele Details wie es ging. Nur, um sie anschließend in ein Fanbuch (bzw. Heft) zu schreiben. Da standen dann Informationen (wichtige wie völlig belanglose) wie das Kfz-Kennzeichen des EINEN Olsenbandenautos (damals war das irgendwie nur eins; Marke "USA-Straßenkreuzer"); was für Blumen auf Yvonnes Kleid zu sehen waren oder trug ein weiteres Gefährt in die Liste, der von Benny gefahrenen Vehikel ein. Es gab garantiert nichts auf der Welt, was Benny nicht hätte fahren oder steuern können!
Lange Zeit wollte ich auch immer in exakt dieser Wohnung der Jensens wohnen und plante, eines Tages, wenn ich erwachsen und zu Gelde gekommen wäre (was beides noch nicht so richtig eingetreten ist), mir die selbe Wohnung bzw. ein solches Haus zu bauen. Mit einer Außentreppe... und wehe der Holunderbusch steht dann nicht exakt so in der Ecke am abbröckelnden Putz, wie im sechsten Film! Selbst heute träume ich manchmal noch davon, so wohnen zu wollen. Am besten irgendwo an der Ostsee... noch so eine Liebe des Lebens.
Das ist etwas, das die Kindheit hindurch bis heute hängen geblieben ist: alte Häuser und Holunderbüsche in der Ecke; irgendwo liegt Holz rum, die Sonne scheint, der Amselhahn singt und ein eigener 1959er Chevy Bel Air parkt vorm Haus. Yvonne kommt mit einem DDR-Einkaufsnetz, in dem sich Leckereien fürs Vesper befinden zu Besuch (ich wohne ja allein) und wir trinken mit Freunden Kaffee... Gern darf auch eine Bahnlinie in der Nähe vorbeiführen. Aber bitte mit richtigen Loks wie der 118 oder der 250 (wenn eine Oberleitung anliegt)... die können gern auch hupen! Und in Gedanken hat immer und überall die Olsenbande ihre Finger im Spiel.
Dann kam die Wende und Dänemark rückte in greifbare Nähe. Die Filme zum kaufen auch. Denn eines Tages lag ein Flyer in unserem Briefkasten, auf denen für die Olsenbande auf VHS-Kassetten geworben wurde! Das war ja fast schon die Antwort auf diverse, frühere Gebete. Ich hatte zwar mittlerweile den einen oder anderen Film vom Fernsehen aufgenommen, aber als echte Kaufkassette musste sich das natürlich beschafft werden! Und wir staunten über immer neue Details, die man entdeckte; auch wenn die Filme dann schon zum X-ten Mal rauf und runter gespielt wurden. Ich machte damals unzählige Standbilder und fotographierte sie ab (vom Röhrenfernseher). Eines dieser Bilder hatte es sogar ins Lexikon von Frank Eberlein, den ich damals per Telefon kennen lernte, geschafft!
Der Sinn dieser Standbild-Fotographie waren aber nicht nur Bilder der verschiedenen Strassenkreuzer und deren Nummernschilder, sondern auch die DEFA-Schrift auf der roten Mauer mit dem Ziel, diese dann im PC einzuscannen und einen Olsenbande-DEFA-Schrift-Font für den Computer daraus zu basteln! Gesagt, getan.
Nach den VHS-Kassetten kamen die DVDs und zum ersten Mal nahm ich mir die eine oder andere Tonspur der Filme vor und sah mir die Frequenzen an. Der Schrei nach besserer Qualität wurde dabei immer lauter...
Irgendwann blickte ich zurück und stellte fest, dass das Thema Olsenbande die Wende nicht nur überstanden hatte, sondern sich nach wie vor als großes Thema in meinem Herzen befand.
Wo auch immer ich heute hinfahre oder aufhalte; die Olsenbande ist überall. Man zieht Vergleiche mit der Bande, ohne darüber bewusst nachzudenken; das kommt dann erst kurz danach. Ich sehe einen Kasten Bier und denke unweigerlich an die Olsenbande; ich sehe einen Gabelstapler, einen Nadelstreifenanzug oder einfach nur eine Sackkarre und denke zuerst an die Olsenbande. Und dabei war ich noch nie in Dänemark... Kann man sich das vorstellen? Ein Fan mit Herzblut aber er war noch nie "vor Ort"? Ich bin jemand, der gern für alles Zeit hätte und kein Problem damit, theoretisch tausend Jahre alt zu werden... So wird die heilige Reise nach Dänemark noch stattfinden! Und es wird wohl zunächst nach Jütland gehen... als alter See- und Strand-Fan keine Frage. Aber Kopenhagen muss auch noch sein. Da wird sich irgendwo in der Nähe des Kongens-Nytorv ein Stück dänische Butter gekauft und wahrscheinlich nicht aus dem Staubsauger, sondern aus dem Portmonee bezahlt. Und wahrscheinlich wird die Butter trotzdem wieder teurer geworden sein...
Die Olsenbande war damals präsent, ist es heute nach wie vor und wird auch im Altersheim noch präsent sein. Da bin ich mir ziemlich sicher. "Schwester, ich habe einen Plan..."