Eigentlich wäre dieses Jahr Kopenhagen an der Reihe gewesen, da wir seit 2001 zwischen Ost- und West-Dänemark wechseln. Wir fuhren aber erneut nach Jütland. Das Olsenbanden-Event in Thisted war schon über ein Jahr vorüber, doch noch immer aktuell in unserer Erinnerung. Es war uns alles noch gar nicht so fern. Wir wurden immer noch daraufhin angesprochen, nicht zu letzt wegen der Reportage im MDR.
Wir mieteten uns ein Ferienhaus in Stenbjerg, einem kleinen Urlauberort zwischen Lyngby und Vorupør. Wir nutzten den Urlaub intensiv zur Erholung, Drehorterkundung und für ein Wiedersehen mit den Beteiligten des Olsenbanden-Events. In unserem Reisebericht wollen wir euch von den wichtigsten Dingen erzählen, wir halten uns auch viel kürzer, als die letzten Jahre. ;-)
Erstmals lassen sich die Fotos als kleine Diashow durchklicken. Einfach ein Foto anklicken und auf die rechte Hälfte für "vor" und die andere für "zurück" oder die Pfeiltasten benutzen. Wir hoffen, euch gefällt der Reisebericht.
Unser wichtigster Termin war ein Treffen im Kino 1-2-3. Wir verabredeten uns mit der Inhaberin Dorte Gade, die das Event im letzten Jahr organisierte. Es war ein herzliches Wiedersehen. Wir überreichten ihr ein kleines Geschenk als Erinnerung an die gemeinsame Veranstaltung. Dorte erzählte uns, dass sie auch noch häufig Rückmeldungen bekommt und dass Olsenbandenfans sich vor der Silhouette fotografieren.
Die ein Jahr alte Silhouette musste aber leider auch schon leiden. Randalierer bogen die Köpfe nach unten. Das Kino brachte nun zusätzliche Schrauben an, um so etwas in Zukunft zu verhindern. Im Kino sahen wir uns wieder einen dänischen Film an. "Kærlighed på film" hieß der Titel. Der Film war sehr spannend und interessant gemacht, für unseren Geschmack aber zu blutig. Interessant war für uns Olsenbandenfans auch, dass Bent Mejding (Dirigent im 8. Film) und Nikolaj Lie Kaas (Sohn von Preben Kaas - Dynamit Harry) mitspielten.
Der Marktplatz in Thisted, wo letztes Jahr zum Event die Bühne stand, ist nicht mehr wieder zu erkennen. Es wird wie verrückt gebaut. Unter dem Marktplatz entsteht eine Tiefgarage, die zum neuen I. P. Jacobsen Center gehören wird. Auch Krabbes Konditorei, wo Kjeld, Benny, Yvonne und Børge am Ende des 3. Films Kuchen aßen ist verschwunden. Wieder ist ein Drehort ausradiert. Die letzten Geschäftshäuser nebenan werden auch noch abgerissen. Es wird ein großer Einkaufstempel in Mitten der historischen Stadt.
Viel positiver für uns war es noch Spuren vom Event zu finden. Das Skomagerhuset zeigt weiterhin die Olsenbandenschuhe im Schaufenster. Auch bei einem Besuch im Museum und im Touristbüro gab es viel Wiedersehensfreude. Die Olsenbanden-Ausstellung des Museums im letzten Jahr war ein großer Erfolg. Sie sind alle sehr stolz auf die Veranstaltung.
In unseren drei Wochen in Jütland haben wir einen Tag fest für eine längere Tour eingeplant. Knapp 250 km waren es von unserem Ferienhaus in Stenbjerg bis Odense. Aber zuvor mussten wir eine Brücke überqueren um auf die Insel Fünen (dänisch: Fyn) zu gelangen. Die ny Lillebæltsbro (deutsch: Neue Kleine-Belt-Brücke) ist aber nicht irgendeine Brücke, sondern ein Drehort. Im 3. Film - "Die Olsenbande fährt nach Jütland" fahren Egon, Benny, Kjeld, Yvonne und Børge mit einem alten, klapprigen Transporter nach Jütland und über diese Brücke. Die Brücke hat eine Länge von 1700 Metern und wurde von 1965 und 1970 gebaut. Zum Zeit des Drehs, 1971 war die Brücke also gerade mal ein Jahr alt.
Weiter ging für uns die Reise in die viertgrößte dänische Stadt, Odense. Uns verschlug es zuerst in Dänemarks größtes Eisenbahnmuseum. Hier steht eine ganz besondere Lok. Das kleine orangene Gefährt, namens Traktor 57, benutzte die Olsenbande im 7. Film - "Die Olsenbande stellt die Weichen". Auf dem zweiten Blick bemerkt man Unterschiede der Lok. Zum Beispiel wurden im Film die zwei mittleren Heckfenster durch einen Kasten verdeckt und im Inneren sieht es auch etwas anderes aus. Doch das Museum bestätigte uns, dass es sich dabei tatsächlich um die Lok aus dem Film handelt. Es gab zwar noch einen weiteren baugleichen Typ bei der DSB (Dänische Staatsbahn), doch diese Lok trug die Nummer 56. Sie wurde 1977 in Århus verschrottet.
Die Olsenbanden-Rangierlok Traktor 57 hat eine lange Geschichte. Sie wurde 1953 von Pedershaab Maskinfabrik hergestellt und 3 Jahre später vom Ministeriet for offentlige Arbejder (ähnlich Verkehrsministerium) gekauft. Sie war in verschiedenen Städten und Gebieten Dänemarks im Einsatz und wurde mehrmals umlackiert und umgebaut. Der Kurator des Museums vermutet, dass auch der Regisseur der Olsenbandenfilme, Erik Balling, sich Freiheiten genommen hat und einen Teil mit eigener Kulisse im Studio aufgenommen hat. Vielen Dank an dieser Stelle an das Eisenbahnmuseum für die vielen Auskünfte und die Genehmigung zur Veröffentlichung der Fotos (Dänisches Eisenbahnmuseum, www.jernbanemuseum.dk, Adresse: Dannebrogsgade 24, DK-5000 Odense C, Dänemark). Der Besuch beim Museum hat sich für uns auf alle Fälle gelohnt. Anders als in vielen Museen in Deutschland, kann man hier die Lok ruhig auch einmal anfassen oder betreten.
Weiter ging es für uns in Odense etwas auf den Spuren von Egon Olsen Darsteller, Ove Sprogøe. Er wurde hier geboren und so lässt es doch einiges Entdecken. Inspirieren lassen haben wir uns etwas durch einen Zeitungsartikel vom 23. Januar 2005 in Fyens Stiftstidende. Hier wurde ein Artikel über Oves Kindheit abgedruckt, den er 1985 geschrieben hat.
Von 1919 bis 1929 wohnte Ove in der Østergade Nr. 22 im 2. Stockwerk. Das Haus steht heute immer noch, auch wenn sich in der Umgebung einiges geändert hat. Die Wohnung war in dem vorderen Eckhaus, im Foto. Zur Schule, der Østre Skole, hatte Ove einen recht kurzen Weg, nur eine Straße weiter bzw. 400 Meter brauchte er bis zur Danmarksgade. Die Schule befindet sich dort noch immer. Auch nicht viel weiter war Oves Weg zum Sortebrødre Torv, einem kleinen Marktplatz, in Mitten der verträumten Altstadt von Odense. Hier verbrachte Ove Sprogøe mit seinen Freunden viel Zeit in seiner Kindheit. Es war damals auch einiges los, mal gab es Theater und mal Besuch eines Zirkus auf dem kleinen Platz.
Unsere letzte Station in Odense war der "Ove Sprogøes Plads", er befindet sich inmitten einer belebten Einkaufsstraße. Wir mussten allerdings etwas suchen, um die kleine Seitenstraße zu finden. Die Straße trägt nur auf einer Seite den Namen "Ove Sprogøes Plads". Der Platz wurde 2005 unter anderem von Oves Sohn Henning Sprogøe und Schauspielerkollege Morten Grunwald alias "Benny" eingeweiht (Zeitungsartikel).
De Sorte Huse (die schwarzen Häuser) stehen in Agger und sind Drehort im 3. Film - "Die Olsenbande fährt nach Jütland". Hier hat sich die Olsenbande die kleine Lokomotive besorgt, um den Schatz aus den Bunkern zu holen. Die schwarzen Häuser besuchen wir jedes Mal, wenn wir in Thy Urlaub machen. Es ist auch ein offensichtlicher Drehort.
Nicht so einfach ist es einen Drehort zu finden, der nicht mehr vorhanden ist. Wir haben uns auf die Suche gemacht, an die Stelle wo die Olsenbande auf den Schienen fährt und auf der parallelen Straße von Rico mit dem Auto verfolgt wird. Heute sind leider überhaupt keine Schienen mehr vorhanden. Nur vereinzelt findet man noch ein paar Schwellen und Eisenbahnschienen die als Strandmarkierung dienen. Schon im letzten Jahr sind wir dem Damm in Agger nach Süden gefolgt, um Spuren zu finden, mussten es aber aufgeben.
Seit 2007 gibt es bei Google hochauflösende Satellitenbilder der Region Thy. Hier lässt sich erstaunlich viel erkennen. So sieht man noch genau, wo die Schienen einmal lagen, da dort die Vegetation ganz anders ist. Als Anhaltspunkt haben wir eine markante Stelle gesucht, da wo sich die Schienen und das Auto von Rico trennten. Also beide Strecken einen Bogen von einander weg machen. Wir haben auf den Satellitenbildern nur eine Stelle gefunden, wo es gewesen sein könnte, südlich von Agger, wo die gerade Meereslinie plötzlich unterbrochen wird. Von Agger bis zur Südspitze führten Schienen und parallel dazu ein Schotterweg. Die Stelle wäre auch gut mit dem Auto zu erreichen über den Aggervej, der letzte Parkplatz vor der Fähre nach Thyborøn, doch wir wollten die ganze Stecke laufen. Ungefähr 6 km sind es von Agger bis dahin, aber der Fußmarsch hat sich für uns gelohnt.
Wenn man von den schwarzen Häusern aus über den Damm Richtung Süden läuft, kommt man an einem Feriencenter vorbei. Hier sind wir dann den unteren Weg parallel zum Damm gelaufen. Hier sieht der Weg schon etwas nach Schotter aus. Er kommt ab und zu etwas vom Damm ab und sieht zwischenzeitlich auch nicht mehr wie ein Schotterweg aus. Das Meer hat sich an einigen Stellen schon ganz schön ins Land vorgearbeitet und den Weg versandet. Entschädigt wurden wir aber durch die schöne Landschaft in diesem Naturschutzgebiet. Es gibt auch eine Brücke über das parallele Gewässer, da lässt sich gut eine Verschnaufpause einlegen. Dann endlich, 30 Minuten nach unserer Pause, der erste Fund. Ein abgesägter Strommast. Die Strommasten verliefen parallel zum Schotterweg und waren im Film zu sehen. Es ist wahrscheinlich das letzte Überbleibsel der Masten. Er hat wahrscheinlich nur überlebt, weil er als Pfahl für einen Stromkasten oder Verteiler dient.
23 Minuten später entdeckten wir das nächste. Ein Bahnübergang. Ein Weg zur Nordsee kreuzt die Eisenbahnstrecke. Hier lag noch Holz, welches als Übergang genutzt wurde. Etwa 400 Meter weiter entdeckten wir eine kurze Szene aus dem Film wieder. Hier geht der Weg nach rechts und gleich wieder nach links. Eine markante Kurve. Das ist die Stelle, wo Egon und Benny aus ihrem Gefährt wieder auftauchen und hinter ihnen diese Kurve zu sehen ist. Hinter Benny sieht man einen Weg zum Meer, dies könnte der besagte Bahnübergang sein. Wenig später im Film taucht Rico in seinem Porsche wieder auf, in eben dieser Kurve. Es gibt keinen Zweifel, es muss die richtige Stelle sein. Ab dieser Kurve verlaufen auch Schiene und Schotterweg unmittelbar nebeneinander. Hier wurde wahrscheinlich die typische Szene aufgenommen, wo Kjeld im Explosionsschockzustand wild auf den schießenden Verfolger einredet.
Etwa ein km weiter trennen sich die Wege von Schiene und Straße. Hier sind wir uns nicht ganz sicher, ob wir die richtige Stelle gefunden haben. Inzwischen hat sich wahrscheinlich einiges verändert, auch wirkt ein Film je nach Kameraperspektive manchmal ganz anders. Wenn es die Stelle ist, dann ist die Olsenbande an der Weiche Richtung Meer gefahren, eine Sackgasse. Eigentlich hätte die Bande weiter geradeaus fahren müssen. Da ist eine Art Platz. Wir stellten die Vermutung auf, dass hier das kleine Haus war, wo die Beute ins Auto umgeladen wurde. Das Gelände sieht aus, wie ein ehemaliger Umschlagplatz für den Bau der Molen als Meeresschutz. Noch eine Stelle kam uns bekannt vor und dann erkannten wir es. Ein paar Meter weiter kam Rico mit seinem Porsche wieder angeflitzt (links daneben war ein größeres Haus) und die Olsenbande fuhr ebenfalls mit dem Auto los. Bei uns kam ein Jeep der Naturschutzbehörde die gleiche Strecke langgefahren und so hatten wir gleich das passende Foto.
Später haben wir noch in einem Archiv nachgefragt. Frau Jensen aus dem örtlichen Archiv konnte uns weiterhelfen. Auf alten Karten haben wir dann tatsächlich an der Stelle zwei Häuser eingezeichnet gefunden. Das kleinere Haus, wo die Olsenbande umlud, nennt sich Lodshus (Gewichtshaus). Es diente als Waage für die Eisenbahnwaggons. Die Frau kannte jemanden, der zu der Zeit bei den Eisenbahnern gearbeitet hat. Schnell wird telefoniert und ein Treffen vereinbart. Zufällig war der nette Mann gerade zwei Straßen weiter in einem Geschäft. Also sind wir schnell rüber gelaufen und haben mit ihm gesprochen. Er bestätigte uns, dass es die zwei Häuser aus dem Film sind. Und verriet uns dass er selbst auch kurz mit einem Kollegen im Film zu sehen war. Als das scheinbar leere Gefährt durch den Bahnhof in Agger fährt, schauen zwei Arbeiter verdutzt hinterher. Rechts im Bild ist Peder Mortensen zu sehen, den wir getroffen haben. Links daneben sein Kollege Peter Jensen. Beide stammten sie aus Agger. Er konnte uns auch noch sagen, dass der Fahrer, der die Lok in den Bahnhof fährt, bevor die Olsenbande sie sich nimmt, ein Mann aus Hanstholm war. Wieder haben wir einen Darsteller aus dem Jütlandfilm getroffen. So langsam lösen sich auch die letzten Rätsel.
Zum besseren Verständnis haben wir eine Karte bei Google erstellt. Wenn man auf die Symbole klickt erscheint dazu ein Foto. Links oben ist eine Navigation zum Zoomen. Mit gedrücktem Mauszeiger kann die Karte verschoben werden. Einige Schienen haben wir zum besseren Erkennen nachgezeichnet. Die schwarzen Linien waren 100% Eisenbahnschienen, bei den blauen Linien sind wir uns nicht ganz sicher. Aber so oder so ähnlich könnte es gewesen sein.
- Fazit -
Aus dem 3. Film - "Die Olsenbande fährt nach Jütland" kennen wir inzwischen fast jeden Drehort und haben darüber in den Reiseberichten geschrieben. Es wird für uns jedes Jahr schwieriger etwas Neues zu finden ;-)
Trotzdem werden wir immer wieder nach Thy kommen, da man sich hier wunderbar erholen kann. Nächstes Jahr wird es wahrscheinlich erstmal wieder nach Kopenhagen gehen.
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