(17. bis 24. April)
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Da plant man ewig eine Reise nach Kopenhagen, bucht einen Flug und
eine Unterkunft, nimmt sich Urlaub und dann bricht der Vulkan
Eyjafjallajökull auf Island aus und verstreut seine Asche auf der
halben Welt. Das war Anfang April 2010 und wenige Tage später wollten
wir nach Kopenhagen fliegen, hofften bis zuletzt, dass unser Flug doch noch stattfindet, vergebens. Da spürt man erst einmal wie sich Egon
gefühlt haben muss, wenn er im Gefängnis alles sorgfältig plant und
dann eben etwas völlig Unvorhersehbares passiert und der Plan am Ende
nicht aufgeht.
Doch wir wären nicht Fans von Egon Olsen, wenn wir nicht sofort rufen
würden: Ich habe einen Plan – diesmal einen Fahrplan, den Fahrplan der
Deutschen Bahn.
Alles wird gut, so dachten wir, denn es fährt ein Zug
von Berlin in 6 Stunden direkt nach Kopenhagen, ohne umzusteigen, das
wird hübsch. Ja, das wurde es auch, wir spürten viel menschliche Nähe,
so eng standen wir beieinander, zusammen mit Dänen, die aus ganz Europa
versuchten wieder in die Heimat zu gelangen. So ging die Fahrt in dem
völlig überfüllten Zug von Berlin über Hamburg nach Puttgarden, von
dort mit der Fähre nach Rødby. Endlich auf dänischem Boden überrascht
uns die Dänische Staatsbahn mit einem kompletten Zug, der an unseren
Zug angehangen werden soll, damit wir nicht die ganzen Zeit so beengt
stehen müssen: "das ist ja unzumutbar" – so der dänische Zugbegleiter.
Das ist Service, das ist ein Kundendienst von dem sich die Deutsche
Bahn einmal eine ganz große Scheibe abschneiden kann.
So kamen wir dann doch mit dänischer Gemütlichkeit über Nykøbing-F,
Næstved, Ringsted und Roskilde unserem Ziel näher und erreichten
Kopenhagen wie einst Egon mit dem Zug aus der Schweiz.
- Polizeipräsidium / Café Olsen-Banden -
In diesem Frühjahr machen wir eine zusätzliche Reise nach Kopenhagen
aus zwei Gründen. Wir haben Frank Eberlein, den Autor der
Olsenbanden-
fanbücher und des Lexikons dabei und wir
wollten uns bei Nordisk Film und A. Film über den Stand der Dinge für
den neuen Olsenbanden 3D-Film informieren. Natürlich stand auch eine
umfangreiche Bestandsaufnahme der Drehorte auf dem Plan.
Viele Drehorte kennen wir ja schon, aber sie ziehen einen immer wieder
magisch an. So war einer der ersten Programmpunkte der Politigården wo
es sich Frank und Paul nicht nehmen lassen haben, die Szene mit den
Journalisten (Kjeld und Benny) und Kommissar Jensen nachzustellen.
Kann Kult schöner sein? Das war natürlich etwas anstrengend, weil
Steffen immer durch das Bild gesprungen kam, so mussten wir uns erst
einmal im Cafe Olsen Banden stärken und gemeinsam an die schönen
Zeiten denken, als die Bande aktuell war. Aber Sentimentalität kam
nicht auf, denn zu immerwährenden Gesprächen in Zitaten wurde dann ein
gemeinsames Bild vor der Silhouette gemacht, an der schnell die
Rollenaufteilung geklärt werden konnte. Wer ist denn nun Egon?
- "Die Olsenbande stellt die Weichen" -
Im Südhafen (Sydhavn) kann man am deutlichsten sehen wie sich Kopenhagen verändert. Hier verschwinden dadurch aber auch die meisten "Spuren" der Olsenbande. Inzwischen sind auch die letzten Industriebauten abgerissen worden, die Krananlagen stehen schon lange nicht mehr und auch der Kohleplatz des Kraftwerks hinter der Mauer auf der linken Seite wird nicht mehr genutzt. Sehr gut zu erkennen sind aber immer noch die Gleise aus "Die Olsenbande stellt die Weichen" bis zu der Stelle, an der die Bande die Goldbarren auf den LKW umladen wollte.
Weiter westlich in der Nähe des Enghavevej befindet sich das Stellwerk
auf dem Herr Brodersen und Herr Godtfredsen mit Freude ihre Arbeit
verrichteten. Auch die Tage des Stellwerks sind gezählt. Im Juli wird
es geschlossen und eventuell muss es dem Ausbau der Metro weichen.
Wir hatten die einmalige Gelegenheit das Stellwerk zu besichtigen und
wir trauten unseren Augen nicht: Es gibt dort tatsächlich eine große
Tafel mit allen Gleisen und Signalen und es blinken überall kleine
Lämpchen. Das hat uns fast umgehauen.
Im Stellwerk hängt sogar ein Bild
von den Dreharbeiten mit Herrn Brodersen und Herrn Godtfredsen. Es
ist auch fast so gemütlich dort oben, wie wir es im Film gesehen haben -
nur Kaffee und Kuchen gab es nicht, dafür eine tolle Aussicht auf die
Gleisanlagen.
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- A. Film / Nordisk Film -
Hauptziele unserer Kopenhagenreise waren in diesem Jahr Nordisk Film und
A. Film (Beide Unternehmen gehören zur Egmont-Gruppe und sind auf dem gleichen Gelände). Wir wollten natürlich wissen, wie der Stand des ersten dänischen 3D-Filmes ist. Dieser Film ist ein Olsenbandenfilm mit dem Titel "Olsen-Banden - på de bonede gulve". Bei A. Film empfing uns der Regisseur Jørgen Lerdam und führte uns durch
Arbeitsräume in denen die 3D-Filme entstehen. Dazu erklärte er uns die
Entstehung des 3D-Olsenbandenfilmes und gab einen Überblick über die
Geschichte im Film. Bei einem kurzen Filmausschnitt, den wir uns
ansehen konnten, hatten wir einen sehr guten Eindruck vom Film.
Besonders interessant sind die Stimmen der Figuren, man dachte sofort
an das Original. Hier hat man mit sehr viel Sorgfalt die Sprecher
ausgesucht. Morten Grunwald spricht allerdings nicht den Benny, seine
Stimme klingt heute wesentlich älter als in den Olsenbanden-Zeiten.
Børge wird auch nicht im Film zu sehen sein, obwohl er anfangs im
Drehbuch stand, so musste er später weichen.
Die Geschichte um die Schwanenfeder von H.C. Andersen spielt in den
besten Jahren der Olsenbande, den Siebzigern, so Jørgen Lerdam. Bei
A. Film herrscht eine familiäre Arbeitsatmosphäre und wir denken, dass
sind die besten Voraussetzungen für einen lustigen Olsenbandenfilm. Die
Chancen ihn dann auch in Deutschland zu sehen stehen auch nicht
schlecht. Wie wir erfahren konnten laufen Gespräche mit Filmverleihern
in Deutschland. Wir hoffen nur, dass hier dann auch sorgfältig und
liebevoll synchronisiert wird, wie einst bei der DEFA.
Nach dieser sehr eindrucksvollen Führung durch A. Film folgte eine
besondere Führung durch die Nordisk Film Studios. Ole, ein langjähriger Freund von Frank und einer der alten Hasen von Nordisk Film, führte uns durch das Gelände. So konnten wir uns in aller Ruhe einen Eindruck machen von der Geschichte der weltältesten Filmgesellschaft. Gänsehaut bekamen wir im Studio 2. Dort
finden sich Requisiten aus den erfolgreichsten Produktionen von
Nordisk Film, so die Kostüme von Egon, Benny und Kjeld, samt Geld- und
Hebammenkoffer und Kostüme von Meyer (Arthur Jensen) und Karla
(Kirsten Walther) aus der Serie "Oh, diese Mieter!". Das ist Filmgeschichte ganz nah.
Im neuen Verwaltungsgebäude steht dann der Franz Jäger Tresor und in
einem Beratungsraum hängt ein übergroßes Plakat zum Film "Die
Olsenbande stellt die Weichen". Auch an anderen Stellen im Gebäude trifft man auf
Plakate der Olsenbande, man hat den Eindruck, dass die Geister der
Bande auch heute noch durch das Nordisk Film Gelände ziehen. Dabei ist
Nordisk Film heute neben der Spielfilmproduktion auch mit
Fernsehproduktionen und Werbefilmen gut im Geschäft.
Zum Abschluss haben wir uns dann auch noch in den Nordisk Film Shop
getraut, denn dort lässt der Fan gern größere Summen an dänischen
Kronen zurück, um vollbepackt mit Büchern, T-Shirts und allen möglichen
Fanartikeln das Gelände zu verlassen.
- Valby Lokal-Archiv -
Im Mosedalvej, unweit von Nordsik-Film, befindet sich das Valby Lokal-Archiv. Gibt es hier Spuren der Olsenbande? Das haben wir uns schon immer gefragt und in diesem Jahr hatten wir Glück. Wir trafen in dort wirklich jemanden an. Herr Lindgreen brachte viel Geduld für unsere Fragen auf und suchte viele Schätze aus dem Archiv für uns heraus: alte Zeitungsartikel und Fotos von den Filmaufnahmen aus den siebziger und achtziger Jahren. "Nordisk-Film (und damit die Olsenbande) gehören zur Geschichte von Valby" erzählte uns Herr Lindgreen. Er hat auch selber Fotos von den alten Orten gemacht, an denen die Olsenbande gedreht wurde, "bevor alles abgerissen und neu bebaut wurde". Auch Valby verändert sich. Deshalb ist es schön, dass es so ein Archiv gibt. Es wurde für uns eine wahre Goldgrube und wir haben alles sehr sorgfältig studiert. Mit einer Spende für den Verein, der das Valby Lokal-Archiv betreibt, haben wir uns für die großen Mühen bedankt. In alten Zeitungsartikeln kann man viele Spuren finden, die uns letztlich wieder Hinweise auf noch unbekannte Drehorte oder Hintergrundinformationen liefern.
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Artikel und Übersetzungen lesen: 30.06.1976, 08.06.1977, 14.06.1978 |
- das neue Amagerbad / kleines Haus ist verschwunden -
Verschwundenes taucht wieder auf und etwas anderes verschwindet. Das
Amager Strandbad wurde in den letzten Jahren zu einem wahren
Freiluftparadies umgebaut. Eine lang gezogene künstliche Insel
entstand. Vor 6 Jahren musste das Bad Helgoland, bekannt aus dem 4.
Olsenbandenfilm "Die Olsenbande und ihr großer Coup", den neuen
Anlagen weichen. Hier versteckten Egon, Benny und Kjeld ihr Geld nach
dem Coup mit dem Geldtransporter. Eine Bürgerinitiative hat sich aber
für einen Neubau des Bades stark gemacht. So kann man heute an der
Nordseite des Amager-Strandbades das neue Bad Helgoland finden. Es
wurde dem alten Bad sehr ähnlich nachgebaut und erfreut sich großer
Beliebtheit.
Verschwunden ist hingegen das Drachenhaus am Kastellet. In dem
Haus hatten Benny und Kjeld im 4. Olsenbandenfilm "Die Olsenbande und ihr
großer Coup" einen kleinen Coup gestartet, der damit endete, dass sie
mit einer Dose Fischklöße flüchten mussten, weil der ganze
Büchsenstapel zusammenbrach und der Besitzer ihnen durch den Park
folgte. Das schöne alte Haus musste 2008 einem Straßenausbau weichen,
allerdings wurde es in Valby (Bjerregårdsvej 16) wieder neu aufgebaut.
- Sonnenaufgang im Südhafen -
Als Bonus gibt es noch ein kurzes Video (50 Sek.). Eine kleine Hommage an Filmregisseur Erik Balling, der die frühen Morgenstunden und die herrlichen Sonnenaufgänge liebte. In den meisten Olsenbandenfilmen ist eine Szene in der Morgendämmerung zu sehen. Um 6 Uhr ging die Sonne auf, es kostete also einiges an Überwindung im Urlaub so zeitig aufzustehen, aber der Anblick entschädigte für alles. Seht selbst:
- Flughafen Kopenhagen -
Eine Woche vergeht sehr schnell und wir haben so viel erlebt. Am Grab
von Henning Bahs haben wir Blumen niedergelegt und einem der Väter der
Olsenbande gedacht. Viele Stätten der Olsenbande haben wir wieder
gesehen und hatten immer das Gefühl, das einen als Fan überkommt, wenn er
auf einer solchen Reise ist: Wehmut und Hoffnung, Freude und
Glücksgefühl dafür, dass es solche tollen Filme gibt, die von wahren
Künstlern gemacht wurden und wir sie immer wieder sehen dürfen.
Ein besonderes Erlebnis war der Besuch des Kanal Caféen. Hier gibt es
wunderbare dänische Spezialitäten und das Café gehörte zu den
Lieblingslokalen von Erik Balling und Henning Bahs. Im Cafe hängt
sogar ein Bild von den beiden. Frank konnte dazu von den netten Erlebnissen
erzählen, die er in dem Cafe hatte. (Adresse: Kanal Caféen, Kopenhagen,
Fredriksholms Kanal 18 – gegenüber Schloß Christiansborg)
Selbst am Flughafen konnten wir noch einmal kurz auf den Spuren der
Olsenbande wandeln. So schlüpfte Frank in die Rolle von Kommissar
Mortensen im 4. Film und nickte uns zu, als wir die Treppe zur
Abfertigung gehen wollten. Vorher haben wir uns auf der Treppe zur
Toiletten noch auf die Lauer gelegt und gewartet, dass Hallandsen und
das Dumme Schwein kommen (Film 12 "Die Olsenbande fliegt über die
Planke"). Mächtig gewaltig!
- Fazit -
So ging eine Woche vorüber mit vielen Gesprächen über die Olsenbande, Zitaten aus den Filmen, die bei jeder passenden Gelegenheit benutzt wurden sowie jeder Menge Spaß und tollen Erlebnissen. Die Aschewolke über Europa hatte sich inzwischen verzogen und wir konnten zurück nach Deutschland fliegen, noch auf dem Flughafen Kastrup mit der Sehnsucht nach Kopenhagen und dänischem Flair, Smørrebrød, Tuborg und der Olsenbande. Aber wir kommen wieder, das steht jetzt schon fest.
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