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::Eine besondere Freundschaft mit 'Benny'::
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Fanclubmitglied Mike Fröhnel wurde 1965 in der DDR geboren. Bereits in der Schulzeit geriet er durch kritische Äußerungen in das Visier der Stasi (MfS - Ministerium für Staatssicherheit). Er wurde mehrfach festgenommen und musste 3 Haftstrafen mit insgesamt 6 Jahren verbüßen.

Heute arbeitet er in der Gedenkstätte Hohenschönhausen, dem ehemaligen Stasigefängnis in Ost-Berlin. Als "Benny"-Darsteller Morten Grunwald im letzten Jahr an der Berliner Volksbühne auf der Bühne stand, erfuhr er von seinem Schicksal und vereinbarte ein Treffen mit ihm. Bei der Begegnung schenkte Mike ihm den Schlüssel der Zelle 120, in der er damals einsaß.


Hier sein Bericht:

Meine letzte Entlassung war „offiziell“ der 30. November 1989 aus der Strafvollzugseinrichtung Karl- Marx- Stadt. Ich verließ dieses Haus ohne zu wissen, dass die Regierung Honecker nicht mehr existierte und dass der antifaschistische Schutzwall seinen Geist aufgegeben hatte. Und ich hatte tatsächlich einen Plan, ich wollte wieder flüchten, oder aber zumindest über praktikable Lösungen einer ungesetzlichen Entweichung nachdenken. Der Grund des Nichtwissens war, ich saß über 180 Tage meiner letzten zweijährigen Freiheitsstrafe wegen mehrfacher Arbeitsverweigerung in der „BU“ Abteilung (Besserungsunwillige), dort herrschte 100%e Isolation nach Außen, keine Briefe, keine Besuche, nichts.

Am Abend dieses Tages habe ich dann am Couchtisch eines wirklich guten Kumpels die Wirklichkeit zur Kenntnis genommen. Tränen flossen wie Sturzbäche, so viel Bier konnte ich gar nicht nachkippen um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Das hat schon ein bisschen was von unserer geliebten Olsenbande, oder? Du stehst vor einem grauen Gefängnisschleusentor und hast einen Plan. Was dieser beinhaltete? Völlig chaotische Planführung, im Plan keinen „Plan“ gehabt!

Aber egal, ich musste und wollte das zu Ende bringen, was mir im September 1987 nicht gelang, die Flucht aus der CSSR nach Österreich. Später wurde mir mitgeteilt, es fehlten nur noch 57 Meter bis zur Republik Österreich. Aber auch dort unten sind die Sicherungskräfte äußerst aufmerksam, so sagten es mir die Genossen. In Wahrheit war es ein Alarmauslösedraht und zwei AK 47 die mich zur Aufgabe brachten und „volle Hosen“.

Damals habe ich in dieser Situation sicher nicht an die Olsenbande gedacht. Die teilweisen Ähnlichkeiten, wenn ich das so sagen darf, fielen mir später auf. Durch die Olsenbande wurde ich auf das Königreich Dänemark aufmerksam, habe als Knirps auf dem Alexanderplatz ein großes 5 Kronen Stück gefunden, das habe ich heute noch, mein Vater hat es über viele Jahre in einer Büchse aufgehoben. Nach seinem Tod haben meine Brüder und ich seinen Nachlass gesichtet, dabei kam diese Münze mit anderen Erinnerungsstücken wieder zum Vorschein. Irgendwie ein kleines Wunder.

Ich habe viele Jahre in der Gedenkstätte Berlin Hohenschönhausen Führungen gemacht, davon zig hunderte auf Dänisch und Norwegisch. Eine liebe Besucherin aus Kopenhagen hat den Kontakt zwischen Morten Grunwald und mir hergestellt. Mindestens einmal in der Woche habe ich mit Morten telefoniert. Wochen, bevor die Welt von seiner Erkrankung erfuhr, wusste ich es schon. Er bat mich um Schweigen, was ich tat. Ich wusste, dass der 50. Jahrestag der Olsenbande ohne ihn stattfinden wird. Trotzdem hofften wir wohl alle, dass er hundert Jahre alt wird, trotz dieser heimtückischen Krankheit. Ich sollte ihn am 30. November in Skodsborg besuchen, wir hatten diesen Tag wegen seiner Bedeutung gewählt.

Morten ging sechzehn Tage vorher. Was er hinterlassen hat? Nicht nur zwei Geschenke, die er mir vermachte. Seine und die Kunst und Fähigkeit auch der anderen „Bandenmitglieder“ uns zu unterhalten, zu amüsieren, oft den harten Alltag vergessen zu machen ist UNVERGESSLICH! Ich wollte da langlaufen wo Egon, Benny, Kjeld und Børge lang liefen und auch Yvonne. Das ist mir vergönnt worden, durch den Mut tausender DDR-Bürger, die hatten nämlich einen Plan, ein Leben in freier Selbstbestimmung zu erlangen. Das war ein großer Coup und der ging gut aus.


Anmerkung zu den Bildern:

Morten hat mir sein kariertes Jackett vermacht. Seine Tochter Tanja sorgte dafür, dass ich diese Jacke bekam. Was den „dims“ betrifft, meinte Morten: Du hast mir einen Zellenschlüssel geschenkt, ich schenke Dir meinen „unverzichtbaren „universalnøgle". So kam ich zu diesem Requisit. Ich weiß, man kann hin und wieder so etwas als Kopie erwerben, aber das ist einer von einem halben Dutzend, die noch existieren, also die noch in einigen Folgen zum Einsatz kamen. Tanja erzählte mir, dieser „Universalschlüssel" lag in seinem Schreibtisch. Er ließ ihn für mich mit Laser signieren. Die andere Seite hat jede Menge Spuren des Gebrauchs. Mein Gott, ich hab´es als Kind gesehen, und jetzt hängt es in meiner Wohnung. Der Brief ist auch zu sehen, es heißt lediglich: "Lieber Mike, für Dich und liebe Grüße, Dein Morten“, mehr Worte bedarf es nicht.

Die letzten beiden Bilder zeigen ein Zellenschloss und einen original Zellenschlüssel aus dem Statsfængslet Vridsløselille. Wenn alles gut läuft, wird es noch einer der existierenden Torschlüssel, kein Witz. Vor einigen Jahren habe ich den verantwortlichen Herrn der Schlösser und Schlüssel (mein Freund Poul Pedersen) durch unsere Gedenkstätte geführt, er hat mir damals schon ein tolles Schloss mit Schlüssel geschenkt. Dieses kam jetzt dazu.


Presse: 16.11.2018 Ekko (dänisch)


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