[zurück zu Naturbühne Reichenau (Presse)]

Egon, Benny und Kjeld auf Deutsch
In der kleinen deutschen Stadt Reichenau, tief in Sachsen, hat die Freilichtbühne, anlässlich ihrer dreißigsten Jubiläumssaison, die Olsenbande inszeniert. Mit großem Erfolg.
Theater
von Kent Olsen
Jyllands-Posten Korrespondent
Reichenau
Kurz nach der Einfahrt in das Städtchen Reichenau, tief in der sächsischen Provinz, wehte der Dannebrog auf einem Privathaus zum Willkommen. Es sollte sich zeigen, dass es eine ganze Reihe Dannebrogs in der Stadt gab. Wir hatten ja einen Hinweis an der Ortseinfahrt gesehen, wo ein großes Plakat ankündigte, dass die Freilichtbühne der Stadt ihre dreißigste Jubiläumssaison mit einem Theaterstück der Olsenbande feierte.
Ja, die drei Ganoven Egon Olsen, Benny Frandsen und Kjeld Jensen, gemeinsam mit Yvonne und Kriminalkommissar Jensen und vielen anderen, sind noch immer populär in der früheren DDR. Unvergessen wegen ihrer Pläne und ihres Ideenreichtums, ihrer Kleinbürgerlichkeit und dem dennoch unauslöschbaren Optimismus Millionäre zu werden.
Reichenau mit seinen 500 bis 600 Einwohnern, war „angezogen“ wie ein dänisches Dorf und das Sommerwetter war wie bestellt für das Freilufttheater.
Am Eingang zur Freilichtbühne eine lange Schlange an der Kasse, die mit dänischen Papierfahnen geschmückt war. Plakate und Schilder waren auf Dänisch geschrieben. Junge Mädchen, in rot und weiß gekleidet, verkauften dem hereinströmenden Publikum eine Unmenge von dänischen Papierfahnen.
Drinnen sollte es noch roter und weißer und noch dänischer werden. Schilder kündigten auf Dänisch u. a. „Sicherheitskontrolle“, „Polizei“ und „Gefängnisweg“ an. Es wurde für Tuborg geworben und auch serviert. Es sollte dänisch sein, bis ins Kleinste!
Sabine Handrich, Vorsitzende der Freilichtbühne, übrigens verheiratet mit „Benny“: „Wir wollen dem Publikum zu unserem 30jährigen Jubiläum etwas besonderes bieten und wie könnten wir das besser tun, als mit der Olsenbande.“
Das Theaterstück wurde verfasst von Peter Dehler, der Zitate einer Reihe von Olsenbandefilmen entnahm. Er nennt das Stück eine Kriminalkomödie: „Die Olsenbande dreht durch“ (Olsen Banden flipper ud)
Die originalen dänischen Filme waren in der DDR populär und dienten der Aufmunterung im ehemaligen Stasiland. (Stasi ist eine Abkürzung für den Unterdrückungsapparat des Staatssicherheitsdienstes). Die Filme wurden in Ostdeutschland Kult und werden von einem Fanclub, der repräsentiert wird vom Vorsitzenden Paul Wenzel aus Radebeul bei Dresden und von Steffen Paatz, Leipzig, die von Anfang an bei der Inszenierung des Stückes in Reichenau berieten, gepflegt. Die zwei waren zur Premiere auch vor Ort.
„Die Filme haben ein Niveau, das es wert ist zu bewahren“, sagt Steffen Paatz.
„Die DDR-Bürger konnten in den dänischen Filmen viel von sich selbst und ihrer Situation wieder erkennen: Der ewige kleinbürgerliche Wunsch, es ein wenig besser zu haben, die Improvisationen bei der Durchführung der Coups, mit einfachen, vorhandenen Mitteln und der Kampf gegen die Beamten und die Bürokratie. Die DDR-Bürger konnten sich mit der Olsenbande identifizieren, mit ihren Hoffnungen - und mit ihren Enttäuschungen, wenn es am Ende doch schief ging. Und außerdem waren es vergnügliche Schelme.“
Ausverkaufte Premiere
Die Premiere war komplett ausverkauft. An die 800 Eintrittskarten fanden reißenden Absatz, weit mehr, als die Stadt Einwohner hat. Die Gäste kamen von weit her, nicht nur aus der Umgebung, und es war deutlich zu merken, dass die Leute die gute Laune mit nach Hause nahmen und auf einen lustigen Abend versessen waren. Es strahlte vor Feixen, Gelächter und Neckereien, wie das Leben in einer kleinen Gesellschaft, in der jeder jeden kennt, eben ist.
Die Veranstalter haben keinen Zweifel daran, dass sich der Erfolg bei allen 12 Aufführungen des Sommers fortsetzen wird. Örtliche Amateure spielen die braven Dänen, aber die meisten Schauspieler haben Routine. Das Freilufttheater hat mit seinen 30 Jahren auf dem Buckel stolze Traditionen und die Bühne auf der Lichtung ist für sich selbst genommen schon eine Schönheit. Die Vertrautheit der Leute mit den Taten der Olsenbande wurde dadurch bestärkt, dass ich unter großem Beifall besonders Willkommen geheißen wurde, und mein Familienname störte da sicher nicht.
Dann konnten die Späße beginnen. Ein riesiger Dannebrog wurde, von in rot und weiß gekleideten Mädchen hereingetragen. Alle erhoben sich und schwenkten ihre dänischen Papierfahnen. Die ausgelassene Stimmung war auf dem Gipfel. Die „dänische Königin“ und „ihr Gemahl“ wurden herzlich begrüßt und standesgemäß empfangen. Die dänische Nationalhymne wurde von einem Sopran angestimmt. Die Melodie war wohl in Ordnung, der Text möglicherweise auch für den, der sowieso kein dänisch verstand.
Glaube an das Original
Das Wrack eines alten Autos, gestiftet vom örtlichen Schrotthändler, unterbrach die Abendidylle, als es mit Benny am Steuer und einem verschreckten Kjeld auf dem Rücksitz auf die Bühne donnerte. Benny, in gelben Socken, und Kjeld mit seiner unentbehrlichen Hebammentasche stiegen aus, um Bandenchef Egon, der aus dem Gefängnis entlassen wurde, zu empfangen. Dem konnten sich die Zuschauer hingeben und winkten übermütig mit ihren dänischen Fahnen.
Die Geschichte begann. Sie hielt sich an die originalen Kinofilme und drehte sich u. a. um einen Spionagefilm, den der Finanzmann (Bang)-Johansen in seinem Geldschrank der Marke Jäger aufbewahrte. Das Publikum ging mit, amüsierte sich und hatte einen herrlichen Abend. Die Leute lachten, so wie das Stück mit einer Flut von Ganovenstreichen voranschritt. Die Polizeibeamten Jensen und Holm verzweifelten und die besonderen Effekte, wie „Dynamit-Harry“ mit Sprengstoff und „Das Dumme Schwein“ kamen hinzu.
Die Mitglieder der Olsenbande glichen den Originalen. Egon wurde gespielt von Andreas Wenzel aus Reichenau, der im zivilen Leben Kunststoff verarbeitet, Benny von Küchenmonteur Gert Handrich und Kjeld von Betonfacharbeiter Andreas Freudenberg. Kriminalkommissar Jensen wurde besonders naturgetreu von Wieland Fuchs verkörpert, der wie ein Zwillingsbruder Axel Strøbyes wirkte.
Die Abenddämmerung zog herauf, während die Entwicklungen sich dem Höhepunkt näherten, und als das Abenddunkel eine wirkungsvolle Kulisse bot, musste Egon Olsen noch erkennen, dass er von Hundsköppen umgeben war und zu guter letzt den bekannten Weg zurück ins Gefängnis nehmen.
Kasten rechts
Fakten: Fanclub- Die Olsenbande ist Kult in der früheren DDR. Dort wurde u. a. ein Fanclub gegründet.
- Treibende Kräfte im Fanclub sind Paul Wenzel, Radebeul bei Dresden (Vorsitzender) und Steffen Paatz, Leipzig. Webseite: www.olsenbande.com
- Der Klub wurde 2000 gegründet und hat etwa 500 Mitglieder. Ove Sprogøe (Bandenchef Egon Olsen) war, bis zu seinem Tod im letzten Jahr, Ehrenmitglied. Auch Egons Synchronstimme Karl Heinz Oppel ist Ehrenmitglied.
- Seit Oktober 2004 findet ein monatliches Clubtreffen im Kino in Dresden statt, wo Olsenbandefilme vor vollem Haus gezeigt werden. Im Kino gibt es sowohl einen Egon-Olsen-, einen Benny-Frandsen- als auch einen Kjeld-Jensen-Saal.
Bildbeschreibungen
ganz oben rechts
ORIGINAL - Die Olsenbandemitglieder gleichen den Originalen. Egon wurde gespielt von Andreas Wenzel, Benny von Gert Handrich und Kjeld von Andreas Freudenberg.
Mitte von oben nach unten
JUBILÄUMSVORSTELLUNG – Schon an der Einfahrt nach Reichenau wird für die Freiluftbühne mit der Olsenbandevorstellung geworben.
STIMMUNG – Stimmung und Spaß auf den Zuschauerplätzen. Alle 800 Eintrittskarten zur Premiere fanden reißenden Absatz.
die Carlsberg-Anzeige aus dem Werbekasten unten rechts
Carlsberg öffnet die Türen zu einem neuen Besuchercenter...
...und öffnet die Hähne in einer neuen Hausbrauerei. Vom 1. Juni an werden Licht, Ton, Bewegung, Interaktives und „Spezialeffekte“ das Brauereihandwerk auf neue Art im renovierten Carlsberg Besøgscenter vorgestellt. In der Hausbrauerei Jacobsen kannst du lebendige Bierkultur erleben und unsere neue Serie von Spezialbieren probieren.
Carlsberg Besøgscenter
Gamle Carlsberg Vej 11,
2500 Valby
www.visitcarlsberg.dk
www.carlsberg.dk
Wir freuen uns über eure Kommentare. Eine Registrierung ist nicht notwendig (nur Namen, E-Mail-Adresse angeben und "Ich möchte lieber als Gast schreiben" anhaken). Ihr könnt euch auch mit Disqus, Facebook, Twitter oder Google einloggen.