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Start Presse Aalborg Stiftstidende, 1975-12-07 (Ove Sprogøe)
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::Aalborg Stiftstidende, 1975-12-07 (Ove Sprogøe)::
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Deutsche Übersetzung von Paul Wenzel:


(Mit freundlicher Erlaubnis durch Nordjyske Medier.)
Ich sollte Tee, Brot und Feuerholz zum Unterricht mitbringen

Ove Sprogøe war zuerst Bote bei einem Gemüsehändler, dann wurde er Schriftsetzer und danach ein Büroangestellter. Erst danach begann er mit dem Schauspielunterricht bei Sigfred Johansen.

Von Claus J. Deden

“Ich musste zwanzig Kronen im Monat bezahlen und Tee, Brot und Feuerholz mitbringen, als ich mit dem Schauspielunterricht bei der äußerst exzentrischen Frau Conny Claire begann, über die man sich erzählte, dass sie eine Halbschwester von Betty Nansen war. Sie war höchst seltsam. Sie war viele Jahre lang Schauspielerin in Amerika. Groß und mächtig saß sie mit einer Decke umhüllt in einem Sessel, während ich in dem Gestank von Katzenpisse ihrer unzähligen Haustiere umhertanzte und spielte.”

So begann Ove “Egon” Sprogøe seine Karriere, die ihn in den letzten Jahren zu einem Star gemacht hat. Es war 1939. Der 20-jährige Sprogøe hat die Warnungen seiner Eltern ignoriert. Schauspieler wollte er werden.

“Aufgewachsen bin ich in Odense, wo mein Vater als Schriftsetzer arbeitete. Danach wurde er Druckereileiter in Kopenhagen. Ich verließ die Schule nach dem Realschulabschluss, war erst kurz Bote bei einem Gemüsehändler, danach in einer Lehre als Schriftsetzer. Dabei bekam ich leichte Atemprobleme, ohne dass da wirklich etwas war. Aber meine Eltern sagten: ‘Oh, dann kannst du kein Schriftsetzer werden.’

Damals dachte man, dass der Staub von dem Blei gesundheitsschädlich ist. So kam ich ins Büro und wurde als ganz gewöhnlicher anständiger Büroangestellter ausgebildet. Als ich bei der großen Conny Claire anfing, hatte ich einen Job in der Seeminen-Behörde auf Holmen (Inselkette zwischen der Kopenhagener Innenstadt und Amager, Anm. Übersetzer).

Es ist hier gerade ganz schön viel los
Kurz nach der Besetzung habe ich meinen ganzen Mut zusammengenommen und bin zu Hohn Price gegangen. Aber als er dann Lehrer an der Schauspielschule des Königlichen Theaters wurde, ging ich weiter zu Elith Foss, die mich für die Aufnahmeprüfung an der Königlichen Schauspielschule vorbereitete. Ich fiel durch.

Dann nahm ich Unterricht bei dem legendären Sigfred Johansen, der das Königliche Theater hasste wie die Pest. Er war ein wunderbarer Mann, der ganz große Film- und Theatername zu der damaligen Zeit. Ich rief ihn an und erzählte, dass ich gerne bei ihm Schauspielunterricht nehmen würde. ‘Jaja junger Mann, das kann schon gut möglich sein, aber ich unterrichte nunmal nicht für Schauspielschüler. Ich kann Sie an Knud Heglund verweisen’.

‘Wissen Sie was, Herr Johansen: ich rufe Sie ja nicht an, um bei Knud Heglund unterrichtet zu werden’, antwortete ich frech. ‘Das war ja verrückt, so so so, dann kommen Sie mal hoch, dann können wir darüber reden...’

Sigfred Johansen war zu der Zeit sehr krank und versuchte sich im Hareskoven (Waldgebiet nördlich von Kopenhagen, Anm. Übers.) das Leben zu nehmen. Glücklicherweise wurde er rechtzeitig gefunden und nach einiger Zeit erholte er sich davon. In dieser Periode wurde er wohl auch operiert. Aber eines Tages rief er mich an und sagte:

‘Es ist hier gerade ganz schön viel los, aber wenn es wieder etwas ruhiger wird, möchte ich Sie gern weiter unterrichten, junger Sprogøe.’

Kristen Poulsgaard bittet um Autogramme
Einige Zeit später bereitete er mich auf einen zweiten Anlauf beim Königlichen Theater vor, aber ach, ich fiel erneut durch. Sigfred Johansen wurde mordssauer und sagte: ‘Nein, Sie müssen überhaupt nicht auf das Königliche. Das fehlte uns verdammt noch mal noch. Lassen Sie uns aber die Schauspielschule des Privattheaters probieren.’

Die wurde gerade von Maria Garland eröffnet. Hans Egede Budtz, Sam Besekow und viele weitere große Namen. Und dann - gegen Ende der Besetzung war ich fertig ausgebildet und debütierte am Folketeatret (das Volkstheater, Anm. Übers.).

Ich wurde zu einer Zeit Schauspieler, in der die Künstler immer noch als eine Art Überirdische galten - in jedem Fall aus Sicht der normalen Menschen. Damals saßen die großen Künstler in ihren Elfenbeintürmen und waren unnahbar und abgehoben. Die Leute hatten beinahe Angst vor ihnen. Diese Einstellung hat sich heute glücklicherweise geändert, hin zu einer entspannteren und natürlicheren Umgangsform zwischen Schauspielern und Publikum.

Vor kurzem war ich im “Huset” (eigentlich “Husets Teater” - wörtlich “Das Haus des Theaters” - ein Theater in Kopenhagen; Anm. Übers.), um etwas vorzutragen. Und ich muss zugeben, dass ich ein beunruhigendes Gefühl im Bauch hatte. In mir saß die Furcht, dass man dort drin sagen würde: ‘Was willst du hier, geht zum Teufel’, aber als es losging, herrschte eine Totenstille im Saal. Der Erfolg war sicher.

Das hat etwas mit dieser Kulturkluft zu tun, über die so viel gesprochen wird, aber die nach meiner Meinung überhaupt nicht existiert. Die Debatte ist aus dem Ruder gelaufen. Die Leute haben keine Angst. Das ist völliger Quatsch. Sieh nur mal, wie viele Leute ins Theater gehen.

Ja, so ist es. Kristen Poulsgaard, der sich pausenlos erhebt, um gegen die Kunst zu schießen, ja auch er steht im Konzertsaal des Tivolis und bittet uns alle darum, ob wir denn nicht Autogramme für seine Kinder schreiben können - ansonsten bekommt er von ihnen Prügel, wenn er nach Hause kommt.

Ich sagte zu ihm: ‘Verdammt, du kannst dich doch nicht hinstellen und um Autogramme bitten - du, der so wütend auf die Künstler bist...’”

Was glauben Sie ist der Grund dafür, dass “Die Olsenbande”, “Oh, diese Mieter!” und “UhaUha” so fantastisch beliebt geworden sind? Das ist ja ein Gemeingut, etwas was es seit langer Zeit nicht mehr gab.

“Das ist das Niveau. Nehmen wir zum Beispiel die Olsenbandenfilme. Sie sind - und das sage ich nicht um anzugeben, weil ich selbst ein Teil davon bin - von einer Qualität, die es in früheren dänischen Filmen im volkstümlichen Bereich nicht gab. Die Qualität in diesen Filmen ist völlig einzigartig, eine Seltenheit in der dänischen Filmproduktion. Nicht ohne Grund sind die in einer ganzen Reihe osteuropäischer Länder wahre Straßenfeger im Kino und Fernsehen. In Ostdeutschland stehen die Leute Schlange, um die Olsenbande zu sehen.

Da unten sind wir zu Superstars geworden. Wir erleben einen Filmstarkult, den es zuletzt zu Zeiten von Asta Nielsen gab. Wir haben Fans in den Ostländern, die uns haufenweise Briefe schicken. Ich habe Briefe bekommen, die nur mit “Egon, Dänemark” beschriftet waren. Und das liegt nur an einer Sache - nämlich der, dass Erik Balling höchste Qualität liefert.”

Hör auf mit dem ganzen Pressedreck
Warum gibt es in den Wochenzeitschriften keine Artikel über Ihr Privatleben - oder wie kann sich “Egon” aus dem Glamour raushalten?

“Das ist wirklich ein Kampf, aber ich mach es aus Rücksicht auf meine Familie. Für die eigene Frau und Kinder kann es schrecklich sein, wenn sie ihr eigenes Privatleben in einer Illustrierten ausgeschlachtet sehen: welches Rezept ist das beste, Fotos mit der glücklichen Familie, wo man sich niemals streitet - ja, was da nunmal geschrieben und von den Lesern verschlungen wird.

Wenn man sein Privatleben an die Wochenblätter ausplappert, dann kann man am Ende überhaupt gar nichts mehr auf der Bühne machen, ohne dass das Publikum es mit dem eigenen Privatleben verbindet. In den ersten Jahren gab es eine Menge Artikel über Ove Sprogøe, seine Frau und ihre drei kleinen, lieben Jungs und das alles, aber eines Tages sagte Angelo Bruun zu mir:

‘Hör auf mit diesem ganzen Pressedreck. Die wollen euch nichts Gutes tun. Haltet euch von ihnen fern - den ganzen Privatkram. Das wird eines Tages gegen euch verwendet.’

Das habe ich mir angenommen, also darum: ich bin verheiratet, hatte Silberhochzeit, wohne seit zwanzig Jahren in einem herrlichen Maurermeisterhaus in Tømmerup auf Amager. Wir haben drei erwachsene Jungs, die bereits ausgezogen sind. Punkt. Danke."

Bildunterschriften:

großes Bild:
Ove Sprogøe - als er selbst

kleines Bild:
- und als Chef der Olsenbande, seine bisher populärste Rolle.





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