(Mit freundlicher Erlaubnis durch Nordjyske Medier.)
Sie ist allseits beliebt - aber keine Schauspiel-Ikone
Yvonne und Karla sind ein überstandenes Kapitel, sagt Kirsten Walther.
Kirsten Walther in Aalborg: die Rolle ist wichtiger als das Geld.
Von Lars ...?
“Du musst eigentlich nur du selbst sein, Tutte (verniedlichender Spitzname, Anm. Übersetzer).”
Mit diesem Hinweis wurde Kirsten Walther von ihrem Regisseur und Lehrmeister Edouard Mielche auf die Bühne geschickt, als sie das erste Mal nach überstandener Ausbildung probieren sollte, ob die Bühnenbretter sie tragen.
“Nun, ich wollte ja nicht deswegen Schauspieler werden. Ich wollte einfach probieren jemand ganz anderes, als ich selbst zu sein. Aber das war also der Rat, den ich bekam”, erzählt Kirsten Walther.
Seitdem hatte sie genügend Möglichkeiten, um sie selbst oder jemand anderes zu sein. Sie selbst als Hausfrau und Familienmensch Zuhause in Holte (Vorort von Kopenhagen, Anm. Übersetzer). Jemand anderes - völlig anderes - im Theater, Film und Fernsehen.
Besonders durch Film und Fernsehen hat sie sich bei einem großen Publikum einen festen Platz im Gedächtnis und in den Herzen gesichert. Yvonne in der Olsenbande und Karla in Oh, diese Mieter! Wir haben sie zu uns geholt. Auch wenn sie nur ein kleines Stück von Kirsten Walther zeigen.
Ein kleines Stück, das sie allseits beliebt, aber nicht zu einer Schauspiel-Ikone gemacht hat. Sie sagt es nicht direkt, aber man merkt, dass sie auch gern für etwas anderes stehen möchte, als die extrovertierten Komödiencharakter. Und in den letzten Jahren spielte sie auf den Kopenhagener Bühnen ein paar starke Charakterrollen, z.B. Molly im Allé Scenen (Theater in Frederiksberg, welches später in Betty Nansen Theater umbenannt wurde. Anm. Übersetzer).
Aus dem Ballett wurde ein Spaziergang im Wald
Im Augenblick nimmt sie die Nordjütländer mit nach Hollywood im Aaalborg Theater. Ganz gewiss einer der leichteren Stücke, aber Kirsten Walthers Spiel in einer der Hauptrollen als Mädchen May Daniels hat die Kritiker dazu gebracht wohlwollende Worte in die Zeitungsspalten zu schreiben.
“Und “Ta’ med til Hollywood” (wörtlich “Komm mit nach Hollywood”, Anm. Übersetzer) ist ja ein heiteres Stück. Daniel Bohr schickte mir vor einem Jahr das Manuskript. Als ich es gelesen hatte, sagte ich zu mir selbst: Die Rolle willst du gern spielen.
Musicals sind ansonsten nicht meine Stärke”, sagt Kirsten Walther. “Als ich noch Schauspielschülerin war, schafften die es ja selten nach Dänemark. Wir hatten einige Ballettstunden in der Schauspielschule bei Frank Schaufuss. Aber das war immer samstags. Ich ging zusammen mit meinem Mann, Palle Wolfsberg, auf die Schauspielschule und er sagte gewöhnlich: ‘Du, wollen wir nicht lieber in den Wald gehen?’ Also haben wir den Tanz etwas vernachlässigt.”
Tanz oder nicht. So schaffte es Kirsten Walther durch die Schauspielschule des Privattheaters. Am Freitag, dem 9. Oktober, ist es 25 Jahre her, dass sie das erste Mal als ausgebildete Schauspielerin von der Bühne auf das Publikum blickte. Das war am Folketeatret (Volkstheater) in Dorothy Parkers Lustspiel “Ladies im Hotel” zusammen mit Beatrice Bonnesen.
Das Jubiläum wird von Theaterchef Daniel Bohr und den Kollegen im Aalborg Theater gefeiert.
“Und es ist schön, dass sie aus diesem Anlass eine Feier veranstalten wollen. Es ist herrlich, wenn Leute Lust haben etwas festliches aus dem Leben zu machen. Aber ich denke auch, wir haben eine außergewöhnlich gute Kameradschaft im Aalborg Theater. Das ist ein angenehmer Umstand und ein feines Ensemble, mit dem ich arbeite. Es war für mich sehr inspirierend zu einem neuen Theater zu kommen und neue Menschen zu treffen.
Es ist schon lustig, wie schnell man sich auf neue Situationen einstellt. Ich bin jetzt seit fünf Wochen von Kopenhagen weg und ich beginne langsam zu fühlen, dass das hier wirklich das Festland ist. Alle Probleme in Kopenhagen sind weit weg. - Und Barsebäck ist weit weg.” (Barsebäck ist eine schwedische Kleinstadt am Øresund gegenüber von Kopenhagen. Das inzwischen stillgelegte Atomkraftwerk in dem Ort stellte für viele Kopenhagener eine Bedrohung dar. Anm. Übersetzer)
Wählt nach Lust - nicht nach Geld
Weil ihr die richtige Rolle angeboten wurde, kam Kirsten Walther für ein Gastspiel nach Aalborg.
Sie räumt ein, dass sie bei der Rollenwahl sehr kritisch ist.
“Es würde mir im Traum nicht einfallen, eine Rolle anzunehmen, zu der ich keine Lust zum Spielen hätte. Man muss sich darauf einstellen mit der Figur zu arbeiten, ansonsten funktioniert es nicht. Wenn ich zwischen mehreren Sachen auswählen kann, dann nehme ich die, die am interessantesten klingt. Das ist nicht unbedingt die, die am meisten Geld bringt. Wenn man nur daran denken müsste, wie man Geld zusammen bekommt, dann wäre es das nicht wert.
Ich denke, es ist interessant verschiedene Dinge am Theater zu probieren. Darum bin ich auch so glücklich darüber, dass die Regisseure bemerkt haben, dass ich mich in einem breiteren Repertoire bewegen kann. Dadurch gewöhnen sich die Leute auch daran, dass ich mich nicht in eine Schublade stecken lasse.”
- Hängen Ihnen Yvonne und Karla langsam zum Hals raus?
Kirsten Walther zögert etwas.
“Tja. Man benötigt sehr viel Kraft für solche Rollen. Es ist interessant viele verschiedene Dinge innerhalb seines Berufes zu probieren. Aber das ist ja ein abgeschlossenes Kapitel. Oh, diese Mieter! ist fertig. Es war lustig, während ich es gemacht habe, aber ich vermisse es nicht. Die Olsenbande endet nun auch mit zwei Filmen. Ich glaube Erik Balling hat selbst Lust mal etwas anderes zu probieren.
Wenn wir die Rollen spielen, ist das ja kein Naturalismus. Das ist ein sehr spezieller Spielstil. Als Unterhaltung ist die Olsenbande, was soll ich sagen, abgearbeitet, in Ordnung, sehr professionell. Da gibt es keine Zufälle.”
Musste auf die Theaterbühne geschubst werden
“Aber in diesem Zusammenhang sind die Hov-Hov Sendungen im Fernsehen einer der lustigsten Sachen, an denen ich mitgewirkt habe. Es war hart, denn die letzten Beiträge wurden an dem gleichen Samstag aufgenommen, an dem sie ausgestrahlt wurden. Damals hatte ich überschüssige Energie oder besser gesagt, ich habe mich getraut, das zu schaffen.
Das mit dem sich trauen, da habe ich ansonsten eher gekniffen. Auf der Schauspielschule mussten wir immer die großen Rollen doubeln, um das auch zu üben. Einmal passierte es, dass ich Bodil Kjer im Det Nye Theater im Stück “Der Walzer der Toreros” doubelte. Es war sehr spannend, aber ich traute mich zunächst nicht. Mein Lehrer Sam Besekow stand in den Kulissen und schubste mich buchstäblich auf die Bühne zu Morgens Wieth.”
Später traute sich Kirsten Walther wohl. Sie hat eine ganze Reihe an Rollen gespielt, vor allem an den Kopenhagener Theatern. In vielerlei Hinsicht ist “Den grønne elevator” (wörtlich “Der grüne Fahrstuhl”, Anm. Übersetzer) einer der Höhepunkte, wo sie zusammen mit Jørgen Ryg spielte. Zuerst am ABC Theater und später auf Tournee.
“Das gehört mit zu dem Spaßigsten, was ich als Schauspieler erlebt habe. Wir hatten einige tolle Abende. Mit Jørgen zusammenzuarbeiten war prachtvoll. Es ist schon ein seltsames Gefühl, dass er, Dirch Passer und Preben Kaas, mit denen ich allen eine gute Zusammenarbeit hatte, jetzt nicht mehr unter uns sind.
Hält die Balance zwischen Job und Privatleben
Wenn Kirsten Walther Aalborg verlässt, soll sie zum Folketeatret, um in “Die lustigen Weiber von Windsor” zusammen mit Erik Paaske zu spielen. Fünf Monologe in der Fernsehsendung Hopla stehen auch noch an. Ansonsten hält Kirsten Walther daran fest, dass auch für das Privatleben Zeit sein muss, mit Ehemann und Regisseur Palle Wolfsberg sowie dem 17-jährigen Sohn.
“Ich versuche eine gewisse Balance zu halten. Man muss auch Zeit für anderes, als das Theater haben. Im Privatleben habe ich Perioden, in denen ich mich nirgendwo blicken lasse, sondern einfach nur entspanne. Dann gibt es aber auch Zeiten, in denen ich sehr konzentriert arbeite.
Mitunter verstehe ich überhaupt nicht, wie ich die Zeit zum Arbeiten finden soll. Die Arbeit einer Hausfrau ist ja auch nicht zu verachten. Da muss man an viele Sachen denken. Ich muss einräumen, dass es schwer sein kann, das häusliche Leben mit der Arbeit als Schauspieler in Einklang zu bringen. Zeitweise kommt man spät ins Bett. Da fällt es schwer am Morgen wieder in Gang zu kommen.
Ich kann mich an einen frühen Morgen erinnern, an dem ich bei Nordisk Film für eine Aufnahme war. Müde wie ich war, sagte ich: ‘Nein, vor um zehn ich bin nicht ich selbst’. Worauf Erik Balling antwortete: ‘Sie sollen ja auch nicht Sie selbst sein’.”
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