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Start Presse Billed-Bladet, Nr. 34/2012 (Balling und Bahs)


::Billed-Bladet, Nr. 34/2012 (Erik Balling und Henning Bahs)::
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Deutsche Übersetzung von Steffen Paatz:



(Mit freundlicher Erlaubnis durch Billed-Bladet.)
Die großen Hintermänner der Olsenbande
Balling und Bahs schufen Klassiker

Von Casper Nielsen

Egon Olsens geniale Pläne wurden nicht in Vridsløse erdacht, sondern in Paris und die wirklichen Hintermänner der Bande sind nicht Hallandsen und Holm-Hansen, sondern Balling und Bahs. Der dänische Film hat selten genialere Partner gesehen und das trotz der Leistungsangst, an der Balling litt.

„Rektor“ und „Hausmeister“, wurden sie genannt – Erik Balling und Henning Bahs.
Spitznamen hatten sie einige, Kim Larsen und Erik Clausen fanden es heraus, als die beiden Straßenkünstler 1984 zusammen mit den beiden großen Filmmännern bei Nordisk Film den letztem Film Ballings “Kopenhagen - mitten in der Nacht” („Midt om natten“) machten. Aber es war freundlich gemeint und wurde mit tiefstem Respekt gesagt.

„Wenn man eine halbe Minute zu spät kam,…so stand er da, auf die Uhr blickend und das erinnerte mich an meine Schulzeit, als der Rektor kam und einen an der Pforte in Empfang nahm und man eine Standpauke erhielt. Drei Tadel ergaben einmal Nachsitzen und ich hatte die ganze Zeit das verdammte Gefühl, dass ich bei Balling nachsitzen muss, sagte Kim Larsen in einem Interview mit dem Ekstra Bladet. Und Clausen konstatiert trocken, dass „man nicht kommen kann und in die Oehlenschlägergade im Kopf hat, wenn man für Balling arbeiten soll“.
Meister Eriks Präzision und großes Engagement für seine Filmarbeit ist ein Nachruhm, der bis heute anhält. Zusammen mit dem ganzen Filmschatz der dänischen Perlen, wovon die Olsenbanden-Serie der am hellsten strahlende Juwel ist.

Wohl nur zusammen mit „Matador“ und „Oh, diese Mieter!“ im Kampf um die größten Kino- und Fernseherfolge der 1970er und Beginn der 80er Jahre.
Erik Balling und sein Partner Henning Bahs waren unbestritten in der obersten Liga des dänischen Films. Henning Bahs begann schon als 24-jähriger als Requisiteur bei Nordisk Film und stieg wegen seiner sprudelnden Kreativität schnell auf in den Reihen. Bahs wurde Ballings Sparringspartner bei manchem Manuskript. Jedes Mal, wenn Egon Olsen beispielsweise in die Luft gesprengt werden soll oder ein Drehschloss mit einer Legomaschine geöffnet werden musste, war es Bahs, der es technisch möglich machte.

Balling und Bahs trafen sich 1954 bei dem Film „Kongeligt besøg“. Das war der vierte Film des Regisseurs. „Kein Zweifel besteht, das es das Beste war was mir passieren konnte, mit Bahs eine Zusammenarbeit zu beginnen, die seitdem funktioniert, die hält und es ist undenkbar, das wir Feinde sein würden“, sagt Balling in seiner Biografie, “Som barn var jeg voldsom hidsig” („Als Kind war ich gewaltsam und jähzornig“, nur auf Dänisch erschienen).
Es war in den Pariser Boulevards, wo die beiden wie ein altes Ehepaar umher trotteten, als die größte Idee für den dänischen Film geboren wurde.

Die Arbeitsmethode ihre Manuskripte in Paris zu schreiben, begann bereits mit dem Film „Martha“, der 1967 gedreht wurde. In dem Film waren Ove Sprogøe, Morten Grunwald und Poul Bundgaard zum ersten Mal zusammen als Trio. Und das wurde fortgeführt, als Balling mitten in der 007-Popularitäswelle in den 60ern zwei dänische Agenten-Parodien „Slå først Frede“ („Kaliber 7,65 - Diebesgrüße aus Kopenhagen“) – und „Slap af Frede“ machte. „Hör auf, Balling“, las man in diesem Zusammenhang in einer Rezension, welche zeigte, dass nicht alles, was Balling machte, zu Gold wurde. Auch keine Olsenbande. Praktisch äußerte sich Balling schon nach dem ersten Film 1969 in der Berlingske Abendzeitung: „Das soll keine Serie werden, nur der eine Film, und dann kommt was anderes“.

Die Idee einen Film über eine kleinbürgerliche Verbrecherbande zu machen, die Probleme haben das nötige Kapital für zum Beispiel Konfirmationen oder die Silberhochzeit zusammen zu bekommen hatte Bahs Balling eingeredet. Aber „Perlemorderne“ („Die Perlenmörder“), wie der Arbeitstitel hieß, kam nicht voran.

Schrieben die Filme in Paris
Nicht ehe die Kameraden in Ballings rotem Volvo Amazone nach Süden zogen. Es dauerte ein paar Filme ehe sie sich auf einen Stil eingeschossen hatten, aber ab Film 3 lief es wie geschmiert und jedes Mal ist es die gleiche Methode: Balling und Bahs brauchten einen Block mit kariertem Papier und ein Block mit weißem Papier, zwei Schreibmaschinen von der ostdeutschen Marke Erika (Hinweis: im Text heißt es Erica, das ist falsch, Anm. Übersetzer), samt 14 Tagen Unterbringung in dem Pariser Hotel Proust am Fuße des Montmatre. Das Hotel war nichts Besonderes. Nachts war es voll von Travestiekünstlern und leichten Damen. Aber es war ruhig, die Bar war nachts geöffnet, welche den beiden Schreibern erlaubte die Tagesarbeit mit einem Glas Fassbier hinunter zu spülen und ein gutes Essen draußen in den Bistros einzunehmen. In 14 Jahren schrieben Balling und Bahs an dem Ort ihre Gedankengänge auf, und wenn sie nach Hause kamen, dann konnte Egon Vridsløse verlassen: Mit einem neuen Manuskript-Plan unter seinem Arm.

Der Vergleich zwischen Egon und Erik ist auch ein Experiment: Er war ein Mann mit Plänen, der keine Amateure ertrug, ging in Stellung oder bekam Zornesausbrüche, wenn er die Kontrolle verlor. „Er war ein Dirigent für ein großes Sinfonieorchester und hielt auf alle ein Auge. Die Leute bekamen eine Rüge in dem Augenblick, wenn sie es nicht machten, wie er es erwartete“, sagt Produktionsleiter Bo Christensen im Buch “Balling - hans liv og film” („Balling – sein Leben und seine Filme“, nur auf Dänisch erschienen, Anm. Übers.).

In seinen Erinnerungen erzählt Balling trotzdem selbst, wie er morgens von der Leistungsangst gepackt werden konnte. Verantwortlich zu sein für das arbeitsmäßige Wohl mehrerer hundert Menschen kann Angst auslösen, so dass er manisch-depressiv disponiert war: „Nicht genug, um mich zu einem interessanten Fall werden zu lassen, aber genug dass ich mich hin und wieder irre, wenn ich während des Aufstiegs von Übereifer, Wut oder Begeisterung ergriffen werde und genug dafür dass Zweifel, Umsicht und Bedenken, die zum Leben und zum Arbeiten einfach dazugehören, zu fahlen Überlegungen, Angst und Hoffnungslosigkeit führen, wenn sie mich auf dem Abstieg treffen.“, schrieb er.

Als Balling aufgab
Angstattacken können oft mit einer kalten Dusche gelöst werden und Ballings Schauspieler waren immer unbesorgt bei ihm und seinen Arbeitsmethoden.
Aber die Wenigsten kommen richtig nah an ihn als Mensch heran: Balling war sehr schamhaft und pflegte sein Privatleben. Nicht einmal in seinen Erinnerungen erzählt er richtig viel über seine Frau Christa oder seinen Sohn Jan. Selbst als die beiden bei einigen Filmen für ihn arbeiteten, wie zum Beispiel als Maskenbildnerin und als Assistent. Dieser Teil seines Lebens muss nicht bekannt werden, meinte er.

Aber Erik Balling prägte unmissverständlich fast drei Jahrzehnte lang den dänischen Film und das dänische Fernsehen. Erst nach „Kopenhagen - mitten in der Nacht“ sagte er Halt. Eines Morgens wachte er auf und spürte, dass er nicht zu Nordisk gehen konnte, weil er zitterte. „Bis dahin hatte Balling immer alles zu Ende geführt, selbst wenn er Stimmungsschwankungen hatte. Dieses eine Mal musste er anrufen und sagen „ich kann wirklich nicht“, berichtet Anders Bodelsen im Erinnerungskapitel „Balling og hans arv” („Balling und sein Erbe“).
Ein Erbe, das nichtsdestoweniger zur absoluten Goldgrube des dänischen Films gehört und so haben Erik Balling – und sein Adjutant Bahs – sich eine Position als allergrößte Eisbären von Nordisk Film gesichert.

Kurzinfos zu Henning Bahs:
  • Geboren: 12. März 1928 in Kopenhagen.
  • Angestellt als Requisiteur bei Nordisk Film 1952.
  • Ballings rechte Hand bei einem großen Teil aller Produktionen.
  • Gestorben: 29. März 2002, wenige Tage vor seinem 50jährigen Jubiläum.
  • Er bestand darauf auf dem Bispebjerg Friedhof an der Seite seiner und seiner Frau Majkens Tochter, Trine begraben zu werden. Sie starb auf tragische Weise 1988 an Krebs.
  • Sein Lebensfreund Erik Balling kam nicht von Paris, wo er sich nach dem Tod seiner Frau Christa niedergelassen hat, nach Hause zu der Beerdigung.

Kurzinfos zu Erik Balling:
  • Geboren am 29. November 1924 in Nyborg.
  • Geheiratet am 31. Dezember 1949 in der Stefanskirche in Kopenhagen mit Christa Selma Blumberg.
  • Angestellt als Regieassistent bei Nordisk Film 1946.
  • Bekannt unter anderem durch die „Einesteils der Liebe wegen“-Filme, “Tod bei Tisch”, „Sommer i Tirol“, „Landmandsliv”, „Kaliber 7,65 - Diebesgrüße aus Kopenhagen“, dreizehn Olsenbandenfilme, aber auch durch „Oh, diese Mieter!“ und „Matador“.
  • Zurückgetreten als Direktor von Nordisk Film 1986.
  • Gestorben am 19. November 2005.

Rate und gewinne mit der Olsenbande
Das BILLED-BLADET verlost eine Flasche Chivas Regal an den, der errät, aus welchem Olsenbandenfilm dieses Bild stammt. Es kostete eine Flasche, wenn man sich in Ballings Stuhl während der Filmaufnahmen setzte, wir haben Morten Grunwald gebeten, ein wenig mit einer Bildbeschreibung zu helfen:
„Wenn er doch nur ein Akademiker wäre“. Trotz einsetzender Skepsis freut sich der alte Kaufmann Ejner Federspiel, dass seine Tochter (die sie auch in Wirklichkeit ist) Birgitte Federspiel endlich einen Mann gefunden hat. Sie umklammert den bedenklichen Benny in….

A – Der (wirklich) allerletzte Streich der Olsenbande
B – Der (voraussichtlich) letzte Streich der Olsenbande
C – Die Olsenbande läuft Amok

Bildunterschriften

S. 66/67, großes Bild:
Balling zeigt wie Sprogøes Egon aussehen soll, während Yvonne Kjeld die Teilnahme am Coup verweigert

S. 67, kleines Bild, rechts oben:
Balling und Bahs ergänzten und stimulierten sich gegenseitig. Das Resultat kennen wir von 13 Olsenbanden-Klassikern. Der Film der Woche „Die Olsenbande fliegt über alle Berge“ führt obendrein in die Stadt, wo die Filme erdacht wurden: Paris

S. 67, kleines s/w Bild, rechts unten:
Ich verlange, dass die Leute professionell sind. Sonst kann man nicht als Team arbeiten, hat Balling gesagt. Das honorierten die Schauspieler in der Olsenbande.

S. 68, große Überschrift:
Eine fantastische Zusammenarbeit

S. 68/69, großes Bild:
Man sollte nichts ändern, wenn Kirsten Walther erst ihren Text gelernt hat, sagte Balling über seine Zusammenarbeit mit Yvonne – hier auf Mallorca.

S. 69, Bild oben rechts:
Bahs und Balling im schreibenden Stil. Das Bild ist aus „Der (wirklich) allerletzte Streich der Olsenbande“, wo sie einen kurzen Auftritt haben – als sie selbst.





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